Klimaschutz konkret
Auf nachfolgenden Seiten finden Sie Näheres zum European Energy Award (eea), zur Energieplanung, Energiequartieren, Wärmenetzen sowie der Klimaschutzstrategie zeozweifrei2035.
eea (European Energy Award)
Der European Energy Award (eea) ist ein europaweit von mehr als 1.000 Städten und Gemeinden eingesetzter Zertifizierungsstandard für kommunale Klimaschutzprozesse. Ziel des Prozesses ist, den Klimaschutz durch konkrete Maßnahmen strukturiert voranzubringen. Regelmäßige Ist-Analysen ermöglichen einen Vergleich mit anderen Kommunen und helfen Potentiale zu ermitteln. Ab 50 % der erreichbaren Punkte ist eine Zertifizierung möglich; den Gold-Standard ab 75 % erreichen nur wenige Kommunen.
Die Gemeinde Malsch nimmt seit 2021 am eea teil, die erste Zertifizierung steht noch aus.
Weitere Informationen auf https://zeozweifrei.de/european-energy-award/
Der Klimaschutzprozess des European-Energy-Awards eignet sich sehr gut zum Erreichen der klimaneutralen Verwaltung bis 2040. Daher wird die Teilnahme an dem Prozess durch das Förderprogramm Klimaschutz Plus in Höhe von 10.000 € vom Land gefördert. In dem Prozess werden über 3 Jahre Strukturen in der Verwaltung aufgebaut, die Situation vor Ort analysiert, Maßnahmen entwickelt, priorisiert und umgesetzt und eine Vergleichbarkeit mit über 200 teilnehmenden Kommunen deutschlandweit geschaffen. Anschließend wiederholt sich der Zyklus alle 4 Jahre. Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der jede einzelne Kompetenz der Kommune auf ihre energieeffiziente, ressourcenschonende und klimaschützende Umsetzung überprüft und stetig verbessert. Folgende Bereiche werden betrachtet:
Der European-Energy-Award-Prozess führt zusammen. Er ist die Leitschnur im Prozess der Kommune hin zur klimaneutralen Verwaltung als auch zu einer klimaneutralen Kommune in allen Sektoren und in allen Themenfeldern. Hier werden alle Tätigkeiten im Klimaschutz gebündelt, überprüft, stetig verbessert sowie konkrete Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Es wird dafür gesorgt, dass alle relevanten Akteure z.B. in Klimaschutzwerkstätten zusammenkommen. Erkenntnisse aus dem EEA können bidirektional mit der kommunalen Energie- und Wärmeplanung ausgetauscht werden.
Im Landkreis Karlsruhe sind bereits 7 Kommunen im Prozess zertifiziert und der Landkreis Karlsruhe selbst ist in 2023 bester Landkreis in Baden-Württemberg. Die EEA-Prozesse werden von der Umwelt- und EnergieAgentur beratend unterstützt.
Energieplan
Die Energieplanung ermöglicht Kommunen eine ganzheitliche und auf die gesamte Gemarkung bezogene strategische Betrachtung ihres energetischen Bestands sowie Potenzials. Auf dieser Grundlage lässt sich ein Zielszenario der dekarbonisierten Energieversorgung ableiten. Die Gemeinde Malsch hat diesen für sie freiwilligen strategischen Prozess 2022 abgeschlossen und befindet sich aktuell in der Umsetzung.
Der ENERGIEPLAN ist das Planungsinstrument zur strategischen Ausrichtung der Energie- und insbesondere der Wärmeplanung einer Kommune. Damit lassen sich viele komplexe Fragestellungen der Energieversorgung in der Kommune beantworten sowie wichtige Grundlagen für effiziente und nachhaltige Energieversorgungslösungen schaffen. Er ermöglicht Kommunen somit eine ganzheitliche und auf die gesamte Gemarkung bezogene Betrachtung der Wärmeversorgung.
Der effiziente Umgang mit Energie wird in Zukunft immer wichtiger werden. Hierbei kommt den Kommunen eine besondere Bedeutung zu: Sie müssen über Einzelmaßnahmen hinaus denken und die Wechselwirkungen von Energieverbrauchern im Stadtquartier berücksichtigen. Um hier strukturiert vorgehen zu können, werden dringend neue Lösungen gebraucht. Im ENERGIEPLAN werden mit Hilfe einer fundierten Bestands- und Potenzialanalyse sinnvolle Zielszenarien und Umsetzungsstrategien ausgearbeitet. Diese werden mit konkreten Maßnahmenansätzen untermauert, und schaffen somit die Grundlage zur Realisierung der Energiewende und der Klimaziele vor Ort sowie der Wertschöpfungseffekte in der Region.
Energiequartiere
Im Rahmen eines Energiequartiers wird ein integriertes Quartierskonzept zur energetischen Stadtsanierung erstellt, das dann über ein Sanierungsmanagement umgesetzt werden soll. Ziel ist, die Energieeffizienz im Quartier mit geeigneten Maßnahmen zu steigern und eine nachhaltige Strom- und Wärmeversorgung voranzutreiben. Die Gemeinde Malsch hat seit 2016 zwei Energiequartiere initiiert und im Rahmen des Sanierungsmanagements z.B. bereits ein Wärmenetz im Bühnseeareal modernisiert und erweitert.
Das Energiequartier umfasst das an den namensgebenden Bühnsee angrenzende Areal, in welchem eine Reihe von öffentlichen Gebäuden wie Schule, Schwimmhalle, Bürgerhaus und Kindertagesstätte, sowie privaten Wohngebäude und das Hotel auf der Bühn liegen. Ein Teil des vorausgewählten Quartiers wurde 2006 ins Landessanierungsprogramm aufgenommen. Der Bestand an Wohngebäude stammt hauptsächlich aus dem Zeitraum von 1950 bis 1970, der energetische Sanierungsbedarf wurde entsprechend hoch eingeschätzt und war prädestiniert für eine umfassende Betrachtung der Energieeffizienz.
Die Wärmeversorgung der Hans-Thoma-Schule, des Schwimmbads und des Bürgerhauses war bereits über ein kommunales Wärmenetz verbunden. Die restliche Wärmeversorgung im Quartier erfolgte jedoch vor allem auf Basis von Heizöl und Erdgas.
Da der Holzhackschnitzelkessel des bestehenden Wärmenetzes ersetzt werden musste, bot sich eine Neugestaltung der Wärmeerzeugung und eine Erweiterung des Wärmenetzes an. Hierzu wurde im Rahmen des Energiequartiers ein nachhaltiges Konzept entwickelt und schließlich umgesetzt.
Hierbei liefert der Bühnsee knapp ein Viertel des Wärmebedarfs als Wärmequelle für eine Wärmepumpe; eine neue Holzhackschnitzel-Heizzentrale sowie ein Blockheizkraftwerk im Bürgerhaus und ein Gasspitzenlastkessel in der Hans-Thoma-Schule speisen optimal auf einander abgestimmt und je nach Bedarf die erzeugte Wärme in das Netz ein. Die Wärme wird über gut gedämmte Rohrleitungen an die jeweiligen Gebäude verteilt. Die angeschlossenen Verbraucher entnehmen die Wärme mit Hilfe eines Wärmetauschers und benötigen daher heute eigenen Heizungsanlagen mehr.
Mit den positiven Erfahrungen aus dem Bühnseeprojekt, war der weitere Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung in Malsch der nächste logische Schritt.
Mit der Bundesförderung für energetische Stadtsanierung durch die KfW, wurde das Energiequartier Rathaus festgelegt. Hierbei stellt das Rathaus jedoch nur das Zentrum dar; das Quartier umfasst beinahe den gesamten Ortsteil Malsch und ist dabei ungefähr 10-mal so groß wie das Energiequartier am Bühnsee. Hintergrund war die Idee zum Aufbau eines großflächigen Nahwärmenetzes im Kernort. Hierbei wurde in einem ersten Schritt eine Strategie ausgearbeitet bei der insbesondere Potentialgebiete und Heizzentralenstandorte identifiziert, Investitions- und CO2-Einsparabschätzungen vorgenommen und mögliche Betreibermodelle diskutiert wurden.
Über diese Strategie hinaus gab es aber auch eine konkrete Vorplanung für die Wärmeversorgung des Rathauses und den darum liegenden öffentlichen Gebäuden. Da auch hier die Versorgung über ein Wärmenetz viele Vorteile mit sich bringt, wurden mehrere Erzeugungsvarianten auf deren technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Machbarkeit überprüft. Dabei wurde deutlich, dass eine Kombination aus PVT-Kollektoren (Kombinationsmodule aus Photovoltaik und Solarthermie) und Wärmepumpe sowie einem BHKW das Optimum darstellen. Jedoch ist das Netzausbaupotential aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten zur Energieerzeugung sehr beschränkt. Die zukünftige Verknüpfung eines kleineren Rathausnetzes mit dem größeren Ortsnetz sowie dem Wärmenetz auf der Bühn wäre technisch möglich und sinnvoll.
Über die Wärmeversorgung hinaus wurden weitere wichtige Bausteine erarbeitet. Hierzu gehört unter anderem ein Kühlungskonzept für das Rathaus. Die steigenden Temperaturen in den vergangenen Jahren verursachen immer häufiger strapazierende klimatische Bedingungen in den Gebäuden. Wobei manche Gebäude aufgrund ihrer Substanz, Ausrichtung, Architektur und Nutzung schlimmer davon betroffen sind als andere. Das Malscher Rathaus, insbesondere der Neubau, ist hiervon besonders betroffen. Um einen sinnvollen Ansatz zu finden wurden hier sowohl passive als auch aktive Kühlungsoptionen untersucht und bewertet. Hierbei wurden Optionen wie passive Nachtkühlung und aktive Kühlung des Gebäudes untersucht.
Ein weiterer wichtiger Baustein im Projekt war die Bürgerberatung zu allen Themen rund um die Gebäudesanierung und Energieversorgung. Mit 28 Sanierungs- und 43 Photovoltaikberatungen schaffte es Malsch in 2021/2022 an die Spitze der Kommunen mit den meisten Beratungsanfragen im Landkreis.
Als nächstes gilt es die vorgeschlagenen Maßnahmenansätze zu konkretisieren und mit geeigneten Förderpro-grammen umzusetzen. Hierzu wurde vom Gemeinderat die Fortsetzung der Arbeiten im Energiequartier Malsch Rathaus über das durch die KfW geförderte Folgeprogramm Sanierungsmanagement beschlossen, die vor kurzem starteten.
Wärmenetze
Wärmeversorgung Bühnsee
Das Herz der Nahwärmeversorgung um das Bühnseegelände ist eine zentrale Energiebereitstellung mit unterschiedlichen Erzeugungstechnologien: Der Bühnsee liefert knapp ein Viertel des Wärmebedarfs als Wärmequelle für eine Wärmepumpe; eine moderne Holzhackschnitzel-Heizzentrale sowie ein Blockheizkraftwerk im Bürgerhaus und ein Gasspitzenlastkessel in der Hans-Thoma-Schule speisen optimal auf einander abgestimmt und je nach Bedarf die erzeugte Wärme in das Netz ein. Die Wärme wird über gut gedämmte Rohrleitungen an die jeweiligen Gebäude verteilt. Die angeschlossenen Verbraucher entnehmen die Wärme mit Hilfe eines Wärmetauschers und benötigen keine eigenen Heizungsanlagen mehr.
Die Gemeinde Malsch begann im August 2015 mit der Entwicklung eines Quartierskonzepts für das Gelände auf der Bühn. Schwerpunkte des von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) geforderten Quartierskonzeptes waren unter anderem die Nahwärmeuntersuchung auf Basis Erneuerbarer Energien und die Erstellung einer Energiediagnose für die Hans-Thoma-Schule.
Ziel war auch die nachhaltige Sanierung des bestehenden Nahwärmenetzes. Mit der Nutzung der Wärme des nahe gelegenen Bühnsees und dem Einsatz von mindestens 90 % regenerativen Energien wird eine Einsparung von mehr als 70 % CO2 im Planungsgebiet erreicht.
Das Quartierskonzept Bühnsee wurde im Mai 2016 beim Ministerium für Umwelt-, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg für das Programm Klimaschutz mit System eingereicht und erhielt im Oktober 2016 die Teilnahmezusage. Mit dem finalen Förderbescheid im August 2018 wurde das Projekt mit 760.000 EUR gefördert, was annähernd der Hälfte der Investitionssumme entspricht. Im September 2020 wurde die Heizzentrale im Bürgerhaus in Betrieb genommen.
Unter Einbeziehung der erneuerbaren Wärmeversorgung konnte für die Hans-Thoma-Schule außerdem ein hoher Effizienzstandard erreicht und damit zusätzlich 250.000 EUR Fördermittel für die Schulsanierung gewonnen werden. Dieses Mittel stammten aus dem Förderprogramm Klimaschutz-Plus des Umweltministeriums Baden-Württemberg.
Warum Wärmenetze?
Wärmenetze spielen in der Wärmeversorgung der Zukunft eine wichtige Rolle. Nicht nur dass sie Wärme in geeigneten Gebieten kostengünstiger zur Verfügung stellen können als Einzelfeuerungsanlagen, sie sind auch aus technischer Sicht im Rahmen der Sektorenkopplung eine tragende Säule des gesamten Energiesystem.
- Flexibilität und Vielfalt bei der Nutzung lokaler erneuerbarer Energien, wie große Solarthermie, Tiefe Geothermie, Umweltwärme, Biomasse.
- Deckung der verbleibenden Bedarfslücken der Stromerzeugung aus Sonne und Wind (Residuallasten) durch bedarfsgerecht betriebene, stromnetzgeführte Kraft-Wärme-Kopplung in den Heizzentralen.
- Erhöhung der Effizienz im Energiesystem aufgrund der Möglichkeit, vielfältige Abwärmequellen nutzen zu können.
- Flexibilitätsgewinne im Wärme- und Strombereich durch Einbindung großer thermischer Speicher.
- Kommunale Steuerungsfunktion zur Senkung des Ausstoßes vermeidbarer Treibhausgasemissionen durch netzgebundene Wärmeversorgung.
zeozweifrei 2035
Klimaschutzstrategie des Landkreises
Unsere Vision: Der Energiebedarf des ganzen Landkreises soll komplett ohne CO₂-Emissionen gedeckt werden, also zeozweifrei. Diese Idee war 2010 die Grundlage für das Klimaschutzkonzept zeozweifrei2050 für den Landkreis Karlsruhe.
Das Konzept wurde 2021 überarbeitet: neue Erkenntnissen der Klimaforschung zeigen, dass größere Anstrengungen wie bisher angestrebt nötig sind, um die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2° C zu beschränken.
Die Gemeinde Malsch hat dem Beschluss vom 6. Mai 2021 zugestimmt und sich der Klimaschutzstrategie – zeozweifrei2035 – des Landkreises angeschlossen.
Wie und warum aus „zeozweifrei“ die Klimaschutzstrategie „zeozweifrei2035“ wurde, erklärt die Story-Map. (Die Story-Map wird optimal im Querformat angezeigt.)
Wo stehen wir aktuell im Landkreis? Wo gibt es noch Potenziale? Auf interaktiven Karten können Sie Informationen zu Kommunen und deren Klimaschutzmaßnahmen abrufen. Wir haben schon viel erreicht. Und es gibt noch mehr Möglichkeiten in unserem Landkreis, um eine klimafreundliche Energieversorgung aufzubauen.